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Verlustangst in der Partnerschaft – wenn Angst lenkt und Ankommen ausbleibt

Es beginnt oft leise. Ein kaum hörbares Flüstern: „Pass dich an, dann bleibst du sicher.“
Und so sagen wir „ja“, obwohl unser Inneres eigentlich „nein“ ruft. Wir gehen Kompromisse ein, die uns nicht guttun, in der Hoffnung, Nähe und Liebe dadurch zu sichern. Doch was wir gewinnen, ist selten das, was wir uns wünschen. Statt Geborgenheit bleibt ein Gefühl von Leere zurück. Denn tief im Inneren wissen wir: Wir haben uns selbst verlassen, um nicht verlassen zu werden.
Wenn Anpassung wichtiger wird als Authentizität
Verlustangst zeigt sich selten spektakulär. Sie tritt in kleinen, fast unsichtbaren Gesten auf – im Schweigen, im Übergehen der eigenen Bedürfnisse, im schnellen Nachgeben. Und doch sind diese Momente alles andere als klein. Sie sind stille Wege der Selbstverleugnung.
Vielleicht erkennst du dich in einer der folgenden Szenen wieder:
- Du antwortest sofort auf Nachrichten, auch wenn du erschöpft bist, aus Angst, Distanz entstehen zu lassen.
- Du sagst Verabredungen zu, die dir nicht guttun, oder verschiebst deine eigenen Pläne, nur um verfügbar zu bleiben.
- Du lässt Nähe oder Sexualität zu, obwohl dein Körper dir deutlich signalisiert, dass du gerade nicht bereit bist.
- Du lachst über ironische oder abwertende Bemerkungen hinweg, erklärst sie dir als „nicht so gemeint“, anstatt deine Grenze zu setzen.
- Du trägst die unsichtbare Mehrarbeit einer Beziehung – organisierst, erinnerst, stützt emotional – und nennst es „Liebe“, obwohl es dich erschöpft.
- Du wählst deine Kleidung „konfliktarm“ oder vermeidest harmlose Situationen, nur um Eifersucht oder Kontrolle nicht herauszufordern.
- Oder du bewegst dich auf Zehenspitzen durch dein Zuhause, um keine Explosion auszulösen, und verlierst dabei deine Stimme.
Das sind keine Kleinigkeiten. Sie zeigen, wie tief Verlustangst in unser Leben greifen kann – und wie sehr sie uns davon abhält, wirklich bei uns selbst anzukommen.
Warum wir uns anpassen
Viele von uns haben früh gelernt: Harmonie bedeutet Sicherheit. Das Nervensystem kennt dafür sogar einen Begriff: Fawn – gefallen, besänftigen, glätten.
Kurzfristig schützt uns dieses Verhalten vor Konflikt. Doch langfristig frisst es unseren Selbstwert. Wahre Nähe aber entsteht nicht durch Anpassung, sondern durch Authentizität. Sie braucht keine Masken, sondern den Mut, die eigene Wahrheit zu zeigen – auch wenn das unbequem ist.
Zwei kleine Werkzeuge, die Großes bewirken können
Um nicht in alten Mustern stecken zu bleiben, hilft es, im Alltag bewusst kleine Stopps einzubauen.
1. Der 90-Sekunden-Körper-Check – Stop. Spüren. Sagen.
STOP: Wenn du merkst, dass du reflexartig „ja“ sagst, halte kurz inne. Atme.
SPÜRE: Spüre, wo in deinem Körper Anspannung sitzt. Kehle, Magen, Brust? Welche Emotion taucht auf?
SAGEN: Und dann formuliere eine kleine, ehrliche Grenze. Vielleicht sagst du: „Ich brauche einen liebevollen Ton. Lass uns später weitersprechen.“ Oder: „Heute möchte ich mein Training nicht absagen – wir sehen uns morgen.“ Manchmal reicht schon: „Gib mir einen Moment, ich sag dir gleich ehrlich, was geht und was nicht.“
2. Die 3-Satz-Grenze – Wahrnehmung. Wunsch. Weg.
Sprich klar, respektvoll, ohne lange Erklärungen.
Zum Beispiel: „Wenn der Ton ironisch wird, brauche ich Respekt und Klarheit. Lass uns fünf Minuten Pause machen und dann ruhig weitersprechen.“
WAHRNEHMUNG: .Wenn der Ton ironisch wird...
WUNSCH: brauche ich Respekt und Klarheit....
WEG: Lass uns fünf Minuten Pause machen und dann ruhig weitersprechen.
Weitere Beispiele:
„Ich bin müde und brauche Nähe ohne Sex. Lass uns jetzt kuscheln und morgen über das sprechen, was jeder von uns mag.
„Heute bleibe ich bei meinem Plan. Morgen können wir etwas zusammen unternehmen.“
Solche Sätze sind kleine Türen nach innen. Sie erinnern dich daran, dass deine Wahrheit Raum verdient – und dass Beziehungen ehrlicher werden, wenn du sie nicht opferst, um Harmonie zu wahren.
Fragen, die dich weiterbringen können
- Wo sage ich „ja“, obwohl mein Herz „nein“ sagt?
- Welche meiner Grenzen übergehe ich am häufigsten – und warum?
- Wo wünsche ich mir mehr Respekt, mehr Klarheit, mehr echte Nähe?
- Welche kleine Grenze könnte ich heute üben, um mir selbst treu zu bleiben?
Meine sanfte Erinnerung an Dich:
Grenzen sind kein Hindernis für Liebe – sie sind ihr Schutz. Dein Nein macht dein Ja wertvoll. Und wer du bist, ist keine Gefahr – es ist die Voraussetzung dafür, dass du wirklich gesehen und geliebt werden kannst.
Weiterführende Impulse
Wenn du tiefer in diese Thematik eintauchen möchtest, findest du in meinem Ratgeber „Wie erkenne ich, dass…? Dein Wegweiser zu Selbstfindung und Klarheit“ weitere Wegweiser, um deine innere Stimme wieder klarer zu hören und Entscheidungen aus Mut statt aus Angst zu treffen. Den Ratgeber findest du direkt bei Amazon: https://amzn.eu/d/5actkJG
Und weil Mut in Gemeinschaft leichter wird, lade ich dich herzlich zu meinem Frauenseminar „Mut zur Entscheidung“ am 7. November 2025 ein – ein Tag voller Inspiration, Klarheit und Selbstachtung.
Alle Infos und die Anmeldung findest du auf meiner Webseite: www.theartofwomen.eu.
Lass diesen Monat zu deinem Monat werden.
Übe „Stopp – Spüren – Sagen“.
Und erinnere dich:
Du musst dich nicht verlieren, um gehalten zu werden.
Anna Cisek - The Art of Women